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21.12.2022
Foto mit Teilnehmer*innen des Fachtags

"Wissen von und voneinander wissen"

Gewalt und Behinderung

- Anlauf- und Beratungsstellen im Austausch -

Rund 50 ostwestfälische Anlauf- und Beratungsstellen haben sich am 14. Dezember in der Neuen Schmiede in Bielefeld zum Thema Gewaltschutz für Menschen mit Behinderungen getroffen. Eingeladen waren Beratungsstellen, die regelmäßig und geübt in der Beratung von Menschen mit Behinderungen sind sowie Stellen, die rund um das Thema Gewalt, Gewaltschutz und -prävention aktiv sind, aber bislang nur wenig Kontakt zu Menschen mit Behinderungen haben.

Wenn Menschen mit Behinderung sich nach einer Gewalterfahrung an eine Anlauf- oder Beratungsstelle wenden, benötigen die Mitarbeiter*innen und Berater*innen ein spezifisches Wissen zum Lebensumfeld der betroffenen Person und zu der für sie angemessenen Kommunikation. Vier spannende Vorträge boten einen tiefen und praxisnahen Einblick in die besonderen Bedarfe und Herausforderungen in der Beratungsarbeit und bei der Kontaktaufnahme.

Welche Bedeutung haben beispielsweise die Verhältnisse in Wohneinrichtungen oder Werkstätten für Menschen mit Behinderungen für den Umgang mit Gewaltsituationen? Welche Herausforderungen treten bei Zugängen zu externen Beratungsangeboten für Menschen mit Behinderungen auf? Worauf muss in der eigenen Kommunikation und Interaktion geachtet werden, um einen zielgruppengerechten Beratungsprozess sicherzustellen?

Dabei sollten zum einen die Sensibilisierung für die besonderen Bedarfe von Menschen mit Behinderung nach einer Gewalterfahrung und zum anderen der Austausch sowie die Vernetzung der Beratungsstellen und Akteure in OWL untereinander im Fokus stehen.

Der Fachtag richtete sich daher insbesondere an Mitarbeitende in Frauenberatungsstellen, Männerberatungsstellen, Psychologischen Beratungsstellen, Erziehungsberatungsstellen, EUTBs, Selbsthilfe, Gleichstellungsbeauftragte, Frauenbeauftragte WfbM, Weißer Ring, Polizei, Täterberatungsstellen und weitere fachspezifische Beratungs- und Anlaufstellen.

Die Vorträge im einzelnen, deren Präsentationen Sie hier herunterladen können: Gewaltschutz in OWL hier klicken

1. Vortrag: Anne Wohlfahrt und Ulrike Häcker, Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben für den Regierungsbezirk Detmold

 Strukturen und Lebenswelten in Angeboten für Menschen mit Behinderungen

Um niedrigschwellige Zugänge für externe Unterstützung zu ermöglichen, soll ein Einblick in strukturelle Bedingungen und Verhältnisse verschiedener Lebensbereiche von erwachsenen Menschen mit Behinderung gegeben werden.

2. Vortrag: Maya Goltermann, Fachstelle Gewaltschutz bei Behinderung; Mädchenhaus Bielefeld e.V.

„Wie kann Gewaltschutz barrierefreier werden?“

3. Vortrag:Timo Krasemann, Beratung für Männer mit Behinderung

Ich darf niemanden mehr schlagen, weil ich ja sonst aus der Werkstatt fliege“.

Diesen Satz hat Timo Krasemann in seiner Arbeit als Männerberater schon häufiger gehört. Im Vortrag berichtet er vom Gefühlsverbot der Männer, Präventionsarbeit und Sprachbarrieren auf beiden Seiten.

4. Vortrag: Simone Strahl und Marco Grünert, EUTB Herford

„Umsetzungserfahrungen einer barrierefreien Kommunikation und Interaktion im Beratungsprozess“

 

Nach einem stärkenden Mittagessen hatten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, sich in zwei "Speeddating"-Runden besser kennenzulernen und über ihre Arbeit und Inhalte auszutauschen. In diesem Rahmen sind erste vielversprechende Kooperationskontakte entstanden.

Die Teilnehmer*innen bekundeten zum Abschluss großes Interesse, den Kontakt zueinander aufrechtzuerhalten und somit ein Gewaltschutz-Netzwerk für Ostwestfalen-Lippe zu schaffen, in dem die jeweiligen spezifischen Expertisen auf kurzem Wege angefragt und genutzt werden können. Hierzu wird im nächsten Schritt ein offener Email-Verteiler entstehen, über den Informationen und Kontakte untereinander ausgetauscht werden können.