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Es ist noch ein sehr langer Weg

20.01.2021
Ein Stein mit der Beschriftung Wittekindshof, gegründet 1887

Es ist noch ein sehr langer Weg

Die Vorwürfe des Gewalt- und Machtmissbrauchs gegen eine Einrichtung der Stiftung Wittekindshof haben uns schwer erschüttert, stehen sie doch im krassen Widerspruch zu unserem Bemühen um die Schaffung gleichberechtigter Lebensverhältnisse und unveräußerlicher Rechte von Menschen mit Behinderungen.

Es gibt sie aber offensichtlich und leider immer noch, die absoluten Institutionen, in denen unbemerkt passiert, was niemals passieren darf: Die Aussetzung fundamentaler Menschenrechte.

Verschiedene Mitarbeiter*innen des Wittekindshofs haben das Unrecht offenbar über lange Zeit mitgetragen, den Mund gehalten und nicht hinterfragt – sie agierten in einer Blase mit eigenen Rechtsauffassungen und kruder Machtausübung. Verantwortlich zu machen sind dafür nicht nur die Wortführer*innen, die Misshandlungen als erzieherische Reaktion auf unerwünschte Verhaltensweisen legitimiert haben, sondern auch die, die diese Methoden schweigend akzeptiert oder in eigenes Handeln übernommen haben. Unabhängig von der individuellen Schuld der einzelnen Mitarbeiter*innen ist es besonders erschreckend, wie leicht ein geschlossenes System innerlich aus den Fugen geraten kann und es den Mitgliedern dieses Systems nicht mehr gelingt, ihr Handeln ethisch oder moralisch oder wenigstens fachlich zu reflektieren und zu korrigieren.

Es bedarf offensichtlich noch zahlreicher Anstrengungen bei der breiten Vermittlung menschenrechtlicher Werte auf Basis der UN-Behindertenrechtskonvention. Doch nur wenn es gelingt, eine unerschütterliche, antidiskriminierende, gleichberechtigte und wertschätzende Haltung gegenüber Menschen mit Behinderung zu etablieren, kann diese als wirksames Korrektiv bis in die dunkelsten Ecken der Unrechtsblasen leuchten.

Es ist noch ein sehr langer Weg - gehen wir ihn am besten gemeinsam!

 

Wir hoffen, dass den vom Missbrauch betroffenen Menschen nun selbstverständlich und bedingungslos alle benötigten Hilfen zur Bearbeitung ihrer Gewalterfahrungen zur Verfügung stehen

 

Lesen Sie hierzu auch die Pressemitteilung der Beauftragten der Landesregierung für Menschen mit Behinderungen, Claudia Middendorf: 

Zur Pressemitteilung der Beauftragten der Landesregierung für Menschen mit Behinderungen, Claudia Middendorf - hier klicken